125 Jahre Turnerschaft Esslingen
1890 - 2015
Die Turnerschaft Esslingen besteht in ihrer jetzigen Form seit 27. November 1964, als die Mitgliederversammlungen von Turnerbund und Turngemeinde Esslingen die Fusion beschlossen.
Das Gründungsdatum der Turnerschaft Esslingen geht auf den Turnerbund Esslingen zurück, der am 13.Januar 1890 von einer zuvor aus dem Turnverein Esslingen ausgetretenen Turnergruppe gegründet wurde. Am Ende des Gründungsjahres war der Verein bereits auf 170 Mitglieder angewachsen. Die erste Fahnenweihe wurde am 07. Mai 1893 auf der Esslinger Burg gefeiert. Erstes Vereinslokal war die Wirtschaft „Zur Bierhalle“ in der Pliensaustraße, heute steht dort der Drogeriemarkt Müller. Am 01. Juli 1912 erwarb der Verein von der Stadt Esslingen auf dem Eisberg ein Gelände, wo im Juni 1914 der Vereins-Spielplatz eingeweiht wurde. Am 17. August 1921 konnte dort schließlich das erste Vereinsheim eingeweiht werden.
Das 25-jährige Vereinsjubiläum wurde am 30. Januar 1915 im neuen Vereinslokal „Zum Falken“ gefeiert. 1920 öffnete sich der Verein – bis dato eine Domäne der Turner – und es wurde zunächst eine Damenturnabteilung gegründet. Bereits am 07.September 1921 folgte die Fechtabteilung und im Frühjahr 1923 dann die Handballabteilung. Das erste Handballspiel - gegen den Turnverein Obertürkheim - fand auf dem äußeren Burgplatz statt, da der vereinseigene Spielplatz auf dem Eisberg als Spielfeld zu klein war. Den bis dahin größten sportlichen Erfolg erreichte Hermann Schaffert bei den Deutschen Kampfspielen im Juni 1922 in Berlin als Deutscher Meister am Seitpferd. 1925 zählte der Verein 605 Mitglieder. Weitere Abteilungen folgten: 1925 ein Musikzug, am 28. Januar 1928 die Schneeschuhabteilung, am 24. Oktober 1930 die Gesangsabteilung.
Zwischenzeitlich waren das Vereinsheim auf dem Eisberg erweitert und der Spielplatz für das Feldhandballspiel entsprechend vergrößert worden. Letzteres erwies sich als folgenschwere Maßnahme – ausgelöst von den Planierungsarbeiten kam das mit Knollenmergel durchsetzte Gelände schon bald nach der Fertigstellung ins Rutschen und die Erdmassen schoben sich hinunter bis auf die Berkheimer Straße.
Das Vereinsheim wurde noch bis 1940 betrieben und dann an eine Esslinger Firma verkauft. Ab 1925 fanden die Handballspiele auf den Sirnauer Wiesen statt, wo der Turnerbund Esslingen dann 1949 sein neues Sportgelände in Betrieb nehmen konnte. Zuvor kam es 1935 zur Auflösung der Deutschen Turnerschaft und die Eingliederung in den Reichsbund für Leibesübungen. Mit Kriegsbeginn 1939 musste der Spielbetrieb stark eingeschränkt werden. Wie schon das 25-jährige Vereinsjubiläum fiel nun auch das 50-jährige Jubiläum in einen Krieg und konnte nicht festlich begangen werden. Bereits Ende 1945 erteilte die Militärverwaltung die Genehmigung zur Vereinstätigkeit. Mangels eines eigenen Sportplatzes konnte durch das Entgegenkommen des damaligen ATV Esslingen (heute TSG Esslingen) auf dessen Platz einmal wöchentlich trainiert und einmal monatlich Handball gespielt werden. Ab Anfang der 50ziger Jahre dominierte der Handballsport im Verein immer mehr. Nach mehreren württembergischen Jugendmeisterschaften wurden diese Spieler dann 1958 Württembergischer Hallenmeister bei den Aktiven. Neben Frisch Auf Göppingen zählte der Turnerbund Esslingen zu den besten Handballmannschaften in Württemberg. Mit den Planungen für den Bau des Neckarkanals bis Plochingen zeichnete sich für den Verein schnell wieder ein erneuter Umzug ab. Dies war die Grundlage für eine zunehmende Diskussion über eine Fusion mit einem anderen Verein. 1964 war es dann soweit, der Turnerbund Esslingen ging nach 74 Jahren Eigenständigkeit in der Turnerschaft Esslingen auf. Der andere Fusionsverein, die Turngemeinde Esslingen verdankte ihre Gründung ebenfalls dem Austritt einer Gruppe von Mitgliedern aus dem Turnverein Esslingen.Dem vom Militärdienst zurück gekehrten Karl Hutzenlaub wurde vom Vorstand des Turnvereins der Wiedereintritt in den Verein verehrt. 37 Turnkameraden verließen darauf hin den Verein und gründeten am 16. Oktober 1896 im Gasthaus „Zum Bären“ die Turngemeinde Esslingen. Auch eine Turnhalle stand schnell zur Verfügung: Brauereibesitzer Wilhelm Beutel lies in der Grabbrunnenstrasse seinen Wirtschaftssaal in eine Turnhalle umbauen, die am 22. November 1896 eingeweiht werden konnte. Ende 1897 zählte der Verein bereits 450 Mitglieder. Am 12. Juni 1898 fand die erste Fahnenweihe auf der Maille statt. Bereits 1901 wurde eine Damenturnabteilung gegründet, der jedoch keine lange Lebensdauer beschieden war. Das Frauenturnen entsprach noch nicht dem Zeitgeist. Dasselbe Schicksal erlitt die 1902 gegründete Schülerabteilung, die von den Schulbehörden stark angegriffen und deshalb 1903 wieder aufgegeben werden musste und erst wieder 1909 aufgenommen werden konnte. Heftige Auseinandersetzungen mit dem Vorstand des „Mittlere Neckarstädtegaus“ über die Teilnahme von Militärdienstleistenden an Gauturnfesten an ihren auswärtigen Garnisonen, was vom Gauausschuss abgelehnt wurde, führte zum Austritt aus diesem Turngau. Am 22. Januar 1905 gründeten daher die Turngemeinde Esslingen, der Turnerbund Cannstatt und der Turnverein Uhlbach ihren eigenen Turngau, den „Kernenturngau“. Am 29. Januar 1911 zerbrach das Bündnis und die Vereine schlossen sich wieder ihren traditionellen Turngauen an.
Bereits 1907 (?) konnte der 1. Vorsitzende Karl Bohner mit der Stadtverwaltung einen Pachtvertrag über einen Spielplatz beim Jägerhaus abschließen. Auf diesem Gelände befinden sich heute die Tennisplätze und das Kleinspielfeld an der Römerstrasse.
Am 12. Juli 1908 wurde die Gesangsabteilung gegründet. Da der Eigentümer die Übungsstätte an der Grabbrunnenstrasse 1912 wieder gastronomischen Zwecken zugeführte, musste der Übungsbetrieb in die neuerbaute Turnhalle der Schillerschule verlegt werden, wo noch heute Übungsabende abgehalten werden. Vereinslokal war 1912 der „Filderhof“ in der Pliensaustraße.
1919 erfolgte die Gründung einer Sport- und Spielabteilung, die sofort beim Süddeutschen Leichtathletikverband angemeldet wurde. 1920 wurde auch das Frauenturnen wieder aufgenommen.
Am 25. Juli 1925 konnte auf dem Spielplatz an der Römerstraße das erste Vereinsheim eingeweiht werden. Das muss ein bedeutendes Ereignis gewesen sein, denn an den Einweihungsfeierlichkeiten nahmen der „Oberbürgermeister Dr. Mülberger mit Gemahlin und viele Gemeinderäte als Gäste teil.
Am 22. Oktober 1921 fand das 25. Stiftungsfest in „Kugel`s Saal“ statt. In den folgenden Jahren waren die Turner bei württembergischen Turnmeisterschaften und beim Deutschen Turnfest erfolgreich. Josef Nagel errang beim Deutschen Turnfest 1923 in München die Deutsche Meisterschaft im Geräte-Zehnkampf und bei den Deutschen Kampfspielen 1926 den 2. Platz.
Handball gespielt wurde in der Turngemeinde Esslingen ab 1923.
1928 erhielt das Sportgelände eine Aschenbahn, der Aufschwung der Leichtathleten begann.
1930 folgte die Einweihung des neuen Turnerheims, das Georgii-Haus, das mit einigen An- und Umbauten noch heute steht.
Auch bei der Turngemeinde Esslingen brachte der Krieg ab 1940 das sportliche Leben fast zum Erliegen. Trotz der widrigen Umständen wurde am 08. Mai 1945 eine Damenhandballmannschaft ins Leben gerufen.
Ab 15. September 1945 durfte der Sportbetrieb wieder aufgenommen werden. Bereits 1946 gründete Hans Stölzle, vorher erfolgreicher Leichtathlet, die Tischtennisabteilung, die in den Jahren danach viele württ. Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften feiern konnte.
Verhalten wurde das 50-jährige Bestehen des Vereins 1946 begangen. In den fünfziger und frühen sechziger Jahren richtete der Verein mehrfach bedeutende nationale Wettbewerbe im Tischtennis, im Turnen und in der Leichtathletik aus. Nach 68jähriger eigenständiger Vereinsgeschichte erfolgte 1964 der Zusammenschluss mit dem Turnerbund Esslingen zur Turnerschaft Esslingen.
Ein gemeinsames Projekt beider Vereine, sozusagen im Vorgriff auf die Fusion 24 Jahre später, war 1940 das erste Marktplatzturnier, ein Handballturnier das weit über Esslingen hinaus einen hohen Bekanntheitsgrad hat und 2015 die 50. Auflage erlebt, nachdem es einige Jahre (42) geruht hat und erst 2007 wieder belebt wurde.
Paul Kenner (sen.) von der Turngemeinde und Erwin Otten vom Turnerbund waren die Begründer.
Turnerschaft Esslingen
Schon seit Beginn der sechziger Jahre gab es Bemühungen, in Esslingen einen Großverein zu bilden, die jedoch zu keinem Erfolg führten. Ausgelöst wurden die Fusionsgespräche schließlich durch die Notwendigkeit der Suche nach einer neuen Sportanlage für den Turnerbund Esslingen. In der Turngemeinde Esslingen wurde dann der neue Partner gefunden. 1600 Mitglieder zählte der neue Verein.
Sportliches Aushängeschild war die Männer - Handballmannschaft in der damals höchsten süddeutschen Spielklasse im Feldhandball, der Süddeutschen Oberliga. Werner Knecht wurde 1966 mit der Nationalmannschaft in Österreich Feldhandball-Weltmeister.
Der weitere Weg der Handballer führte in die Bundesligen im Hallenhandball (1968) und Feldhandball (1970/71), denen man dann zwei bzw. eine Saison angehörte.
Schon bald begannen Planungen für den Ausbau der Sportanlage an der Römerstraße.
Am 14. Juli 1968 konnte dann das Georgii-Waldstadion mit einem hervorragend besetzten internationalen Leichtathletiksportfest eingeweiht werden.
Die Gründung der Rasensportabteilung 1967 durch Gunter Fahrion brachte dem Verein bis heute viele weitere sportliche Erfolge auf nationaler Ebene. Die von Hans Stölzle im selben Jahr gegründete Gesangsabteilung fand bei ihren Veranstaltungen u.a. mit den Fischer-Chören großes Interesse in der Öffentlichkeit.
Mit der Badmintonabteilung 1971 wurde eine neue Sportart in das Vereinsangebot aufgenommen. Ein Meilenstein in der Entwicklung des Vereins war 1972 die Gründung der Tennisabteilung. Auf dem „alten“ Sportplatz wurden 8 Tennisplätze und ein Kleinspielfeld angelegt. Bereits 1978 konnte die Zweifeld-Tennishalle eingeweiht werden.
Seit 12. Oktober 1980 gibt es den Schurwaldlauf, der sich einen festen Platz im Kalender der
Läuferinnen und Läufer gesichert hat und seit vielen Jahrzehnten bietet die Turnerschaft Esslingen einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit zum Erwerb des Deutschen Sportabzeichens. Im Jubiläumsjahr 1990 zählte der Verein 2.500 Mitglieder.
Die Entwicklungen im Leistungssport gingen auch an der Turnerschaft Esslingen nicht spurlos vorbei. Dies wirkte sich vor allem im Handballsport aus, wo man sich seit 1988 in einer Esslinger Spielgemeinschaft einbringt, der heute als TEAM Esslingen auch die TSG Esslingen und der TSV Berkheim angehören. Die Leichtathleten starten für die LG Esslingen. Breiten- und Freizeitsport sind zum Hauptbetätigungsfeld des Vereins geworden.
Fitness- und Tennisabteilung sind die mitgliederstärksten Abteilungen im Verein.
Vor diesem Hintergrund begeht die Turnerschaft Esslingen am 13. Januar 2015 ihr 125-jähriges Vereinsjubiläum.